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Hilfe, Mein Hund Ist Nicht Futtermotiviert!

Ist dein Hund nicht futtermotiviert? Wenn er zum Beispiel draußen oft keine Leckerchen nimmt, lohnt sich ein Blick auf die Gründe. Meistens steckt da nämlich mehr hinter. Einfach andere Belohnungen zu suchen ist keine Lösung! Ich habe dir die 5 häufigsten Gründe und ihre Lösungen zusammengestellt, warum dein Hund keine Leckerchen nimmt:

Jeder Hund ist “futtermotiviert”

Immer wieder höre ich die Aussage “Mein Hund ist einfach nicht futtermotiviert”. Es kann durchaus sein, dass Futter in bestimmten Situationen nicht der beste Verstärker ist und ich setze wirklich gerne unterschiedlichste Belohnungsarten ein. Die Aussage, dass ein Hund überhaupt nicht futtermotiviert wäre, stimmt aber schlicht und ergreifend in 99% der Fälle nicht.

Um zu überleben muss ein Lebewesen Nahrung zu sich nehmen. Essen wollen ist ein ganz grundlegendes Bedürfnis. Besteht es nicht mehr, muss ein gravierendes medizinisches Problem vorliegen. Alle Hunde, die nicht gerade schwer krank sind, sind in irgendeiner Form futtermotiviert – sie wollen essen! 

Nimmt ein Hund in einer bestimmten Situation kein Futter mehr an, dann hat das einen Grund.

Gesundheitliche Gründe

Bevor wir mit weiterem Training versuchen auf unseren Hund einzuwirken, muss natürlich erstmal abgeklärt werden, ob körperlich etwas dafür sorgt, dass der Hund keinen Appetit hat. Vor allem wenn dein Hund generell eher schlecht isst und das nicht nur in bestimmten Situationen auftritt, kann ein grundlegendes gesundheitliches Problem vorliegen.

Es kann auch sein, dass dein Hund bestimmte Sorten Leckerchen oder einen bestimmten Geschmack aufgrund von Schmerzen oder Verdauungsproblemen negativ verknüpft hat. In dem Fall lohnt es sich, sofern die Schmerzen behandelt wurden, einfach nochmal verschiedene Sorten an Leckerchen zu testen, um herauszubekommen, welche dein Hund gerade mag.

Angst

Angst verdirbt den Appetit. Das kennen die meisten von uns auch aus eigener Erfahrung. Fühle ich mich in einer Situation absolut nicht wohl und habe Angst, dann werde ich angebotenes Essen auch ausschlagen. Genau so geht es auch unseren Hunden. Stellst du einen Zusammenhang von Angst und Futtermotivation bei deinem Hund fest, gilt es die Angst zu bearbeiten und vor allem erstmal den Hund aus der ängstigenden Situation herauszuholen.

Bei Hunden, die ängstlich auf Menschen reagieren, kann noch hinzukommen, dass sie die Art und Weise wie Leckerchen präsentiert werden, als ängstigend empfinden und sie deshalb nicht nehmen können. Traut sich der Hund gar nicht so nah an den Menschen oder findet seine Körpersprache bedrohlich, entsteht ein Konflikt aus dem Wunsch das Leckerchen nehmen zu wollen und der Angst vor dem Menschen. Entsprechend unsicheres, hin und her gerissenes Verhalten ist oft zu beobachten. 

Achte daher vor allem bei ängstlichen Hunden auf deine Körpersprache. Sich über den Hund zu beugen oder ihn mit dem Blick zu fixieren sollte unterlassen werden. Wir wollen den Hund auch nicht mit Futter in der Hand in einen Konflikt locken. Du kannst Leckerchen auch auf den Boden legen und dich dann so weit entfernen, dass dein Hund es in Ruhe aufnehmen kann. Natürlich muss diese Angst gegenüber dem Menschen ebenfalls weitergehend bearbeitet werden!

Kein Hunger

Klar, hat dein Hund soeben seinen Napf leer geputzt, kann es sein, dass er einfach keinen Hunger mehr hat. Es gibt zwar Hunde, die gefühlt immer essen könnten, genauso gibt es aber auch genug Hunde, die nach einer Mahlzeit einfach satt sind. Das kann ebenso innerhalb einer Trainingseinheit passieren, wenn du eine große Menge Leckerchen verfüttert hast. 

Ich bin grundsätzlich dagegen, den Hund bewusst hungern zu lassen, damit er im Training mitarbeitet. Das ist einfach unfair und zwingt den Hund nur in die Kooperation! Ich möchte aber einen Hund haben, der freiwillig und gern mit mir zusammen etwas macht. Die Leckerchen sind nur die “Bezahlung” dafür, dass er etwas für mich tut. Sie sorgen für zusätzliche Motivation. Ich möchte aber nicht, dass mein Hund gezwungen ist, Dinge zu tun, nur um ein Grundbedürfnis wie die Nahrungsaufnahme erfüllt zu bekommen.

Trotzdem lohnt es sich den Zeitpunkt von Trainingseinheiten so zu wählen, dass dein Hund sich nicht gerade vorher vollgegessen hat. Sollte dein Hund – das kommt gerade bei kleinen Hunden schneller vor, als man denkt – innerhalb einer Trainingseinheit von den Leckerchen satt werden, kannst du einen Blick auf die Größe der Leckerchen werfen. Ich nehme wirklich kleine Leckerchen für das Training, denn die Frequenz der Belohnungen und wie wir sie präsentieren ist viel wichtiger für ihre Effektivität, als einen richtigen Brocken zwischen den Zähnen zu haben. Trainingssnacks sollten in der Regel nicht gekaut sondern einfach direkt geschluckt werden können.

Langweilige Kekse

Ja, es kann tatsächlich auch einfach sein, dass deine Futterbelohnungen nicht lecker genug sind. Vor allem wenn dein Hund gerade in der Umwelt mit anderen Reizen beschäftigt ist und du ihm dann ein langweiliges Bröckchen Trockenfutter vor die Nase hältst, kann es gut sein, dass dein Hund das einfach nicht lecker genug findet, um dafür die ganzen anderen Sachen liegen zu lassen. 

Vor allem feuchte und stinkende Leckerchen stehen bei den Hunden einfach höher im Kurs, als ein trockener Hundekuchen. Da darf es für’s Training gerne mal etwas Besonderes geben, um einen extra Anreiz für den Hund zu geben.

Auch bei der Art, wie du das Leckerchen übergibst, kannst du Langeweile vermeiden. Statt den Keks einfach nur hinzuhalten, probiere mal Werfen oder über den Boden Rollen aus. So kann dein Hund das Leckerchen “jagen” und damit noch etwas machen, was richtig Spaß macht. Gerade wenn dein Hund eh in Aktion ist, trifft das eher die Motivation deines Hundes. Es gibt ganz viele Möglichkeiten, wie wir aus einem trockenen Keks ein lustiges kleines Belohnungsspiel basteln können!

Aufregung

Der wohl häufigste Grund dafür, dass Hunde draußen keine Leckerchen nehmen, ist letztendlich Aufregung. Dieser Faktor spielt auch bei vielen der bereits genannten Gründe mit rein. Auch Schmerz oder Angst oder große Ablenkungen lassen das Erregungsniveau steigen. Ist dein Hund richtig aufgeregt, ist im Hundehirn auch kein Platz mehr für einen Snack. 

Wenn man aufmerksam ist merkt man die steigende Aufregung übrigens normalerweise schon lange bevor der Hund die Futterannahme verweigert. Da lohnt es sich wirklich, die Körpersprache zu beobachten und frühzeitig wieder für Entspannung zu sorgen. So mancher Hund nimmt bei steigendem Erregungsniveau erstmal noch Leckerchen an, schnappt aber deutlich hektischer danach. Das bekommen wir Menschen an den Fingern zu spüren. Fällt dir das bei deinem Hund auf, nimm auch das als Zeichen dafür, dass dein Hund aufgeregt ist und er möglicherweise gleich keine Leckerchen mehr nehmen wird, wenn sich nicht bald etwas an der Situation ändert. 

Mit gezielten Entspannungsübungen und allgemeinem Training an Entspannung lässt sich dieser Grund gut bearbeiten. Ist der Hund entspannter, steigt auch die Futtermotivation wieder an. Kann dein Hund in Ruhe und mit Genuss Leckerchen nehmen, sagt auch das etwas über sein Erregungsniveau aus.

Leckerchen Verweigern ist ein Warnsignal!

Egal aus welchem Grund dein Hund in einer Situation kein Essen mehr annehmen kann, ist es doch in jedem Fall ein Warnsignal. Irgendwas stimmt da nicht und wenn ich zielführend trainieren und einen glücklichen Hund dabei haben möchte, muss ich die Gründe bearbeiten. Selbst wenn du andere Warnzeichen übersehen hast, sollte doch spätestens das Verweigern von Leckerchen ausreichen, um zu erkennen, dass der Hund da gerade ein Problem hat. 

Daher nimm es bitte ernst, wenn dein Hund deine Leckerchen nicht nimmt. Überlege, was dazu geführt hat und wie du ihm helfen kannst. Bist du dir gerade nicht ganz sicher, wo der Grund liegt, ist Entspannung immer erstmal ein guter Startpunkt!