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Darf der Hund mit ins Bett?

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Darf der Hund mit im Bett schlafen? Das ist eine Frage, die sich viele Menschen stellen, bevor ein Hund bei ihnen einzieht. Oft genug ändert sich die Antwort im Laufe der Zeit, wenn der Hund erstmal da ist. Die Entscheidung beruht meist auf den eigenen Vorlieben, oder aber auf irgendwelchen Tipps.

Die einen fühlen sich schlecht, weil der arme Hund nicht mit ins Bett darf. Die anderen fühlen sich schlecht, weil der Hund mit ins Bett darf, obwohl sie gehört haben, dass das schlecht für die Erziehung ist.

Aber was ist denn nun richtig? 

Tatsächlich kann man die Bett-Frage gar nicht pauschal beantworten. Für beide Varianten gibt es Gründe und auch wenn das oft anders behauptet wird: Es muss gar nicht unbedingt ein klares “Ja” oder “Nein” geben. Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, werde ich einmal die ein oder andere Behauptung unter die Lupe nehmen und meine Position zu dem Thema zusammenfassen.

Erhöhte Schlafplätze und die Rangordnung

Als erstes muss ich eine bestimmte Behauptung aus der Welt schaffen. Da leider immer noch diverse Dominanztheorien durch die Hundewelt geistern, stolpere ich immer wieder über die Aussage, dass Hunde keine erhöhten Liegeplätze, wie zum Beispiel das Bett, haben sollten. Das wäre nur den “Ranghöheren” im “Rudel” vorbehalten. Ich mag jetzt gar nicht das ganze Fass aufmachen, warum das mit dem Rudel und der Rangordnung generell völlig veraltet und überflüssig ist. Ganz konkret auf das Thema Bett bezogen:

Dein Hund legt sich NICHT ins Bett, um deine Autorität anzuzweifeln, oder weil er denkt, er wäre der Alphawolf. Dein Hund schläft wahrscheinlich einfach gerne im Bett, weil es da gemütlich ist und vielleicht auch, weil er die Nähe zu seinen Menschen mag oder ihn der Geruch beruhigt. Nur weil der Hund im Bett schläft, werden sich daraus im restlichen Alltag keine weiteren Erziehungsprobleme ergeben. Genauso wird es keine Probleme lösen, wenn du den Hund aus dem Bett wirfst, außer das Problem besteht genau in den Situationen, in denen dein Hund im Bett liegt.

Gründe gegen den Hund im Bett

Es gibt auf jeden Fall auch Gründe, die für ein Bettverbot sprechen. Besonders wichtig ist dabei erstmal alles, was mit Sicherheit zu tun hat. Ist der Hund zum Beispiel sehr klein und schlafen die Menschen fest, aber unruhig, besteht die Gefahr, dass der Hund aus Versehen verletzt wird. 

Zeigt der Hund Aggressionsverhalten, wenn er unerwartet berührt wird, oder beim Schlafen gestört wird, ist das Bett ebenfalls kein guter Schlafplatz. Zu leicht kann es da zu kritischen Situationen kommen und das Letzte, was wir wollen, ist mitten in der Nacht gebissen zu werden. 

Auch bei Hunden, die zur Ressourcenverteidigung neigen, kann es sinnvoll sein, das Bett grundsätzlich nicht als ihren Schlafplatz zu etablieren. Das ist dann in erster Linie eine Managementmaßnahme und verhindert im Alltag gefährliche Situationen, in denen Menschen nicht mehr vom Hund ins Bett gelassen werden. 

Klar, Aggressionsverhalten und Ressourcenverteidigung sind trainierbar und daran sollte gearbeitet werden. Trotzdem gilt hier ganz klar “pick your fights” – es gibt genug andere alltägliche Situationen, in denen Ressourcenverteidigung gefährlich werden kann. Da müssen nicht noch zusätzliche Situationen im Schlafzimmer hinzu kommen.

Die Schlafqualität

Wir brauchen alle unseren Schlaf – Mensch und Hund. Daher ist ein ganz wichtiger Faktor in der Entscheidungsfindung, inwiefern sich der Hund im Bett auf die Schlafqualität aller Beteiligten auswirkt. Kommt der Hund nicht zur Ruhe, weil die Menschen sich bewegen? Kommen die Menschen nicht zur Ruhe, weil der Hund sich bewegt? Schnarcht irgendwer so sehr, dass der Schlaf der anderen gestört wird? 

Egal woran genau es liegt: Hast du das Gefühl, dass irgendjemand schlechter schläft, ist das ein guter Grund, die Situation zu verändern. Das gilt auch in die andere Richtung: Schläfst du oder dein Hund nicht gut, wenn ihr nicht zusammen im Bett liegt, dann nimm ihn mit ins Bett.

Die Zwischenlösungen

Wie am Anfang erwähnt, ist die Sache mit dem Bett nicht ganz so schwarz-weiß zu sehen, wie es teilweise vermittelt wird. Ja, Regeln müssen konsequent durchgezogen werden, damit der Hund weiß, wo er dran ist. Ein wildes “mal so und mal so” – vor allem, wenn vom Hund verlangt wird, dass er einfach versteht, was gerade Sache ist – ist nicht fair. Trotzdem ist es so, dass unsere Hunde durchaus klug genug sind, um verschiedene Umstände für verschiedene Regelungen zu lernen. Wir müssen es ihm nur klar machen. 

Magst du den Hund nachts lieber nicht im Bett haben, aber tagsüber ist es kein Problem, dann kannst du zum Beispiel eine Tagesdecke als Signal für “Bett ist jetzt erlaubt” aufbauen. Genauso können Hunde  lernen, dass der Sprung in die Federn erst nach Freigabe in Ordnung ist. 

Eine informierte Entscheidung treffen

Es gibt sicherlich noch eine ganz Menge weiterer Gründe, die für oder gegen den Hund im Bett sprechen. Wichtig ist letztendlich nur, dass die Entscheidung überlegt getroffen wird, so dass alle Familienmitglieder mit der Regelung gut leben können. So unterschiedlich die Familien sind, in denen Hunde leben, so unterschiedlich sind auch die Entscheidungen zum Hund im Bett. 

Bist du dir noch unsicher, wie du es in deiner Familie handhaben möchtest, oder bist mit eurer aktuellen Schlafsituation nicht ganz zufrieden, dann gilt es alle wichtigen Faktoren zu überdenken. Überlege dir, was in eurem ganz konkreten Fall dafür oder dagegen spricht. Welche Bedürfnisse gibt es? Welche Möglichkeiten haben wir, dass es allen gut damit geht? 

Die Entscheidung sollte auf diesen Überlegungen beruhen und sich für dich stimmig anfühlen. Dann kannst du hoffentlich auch die Tipps und kritischen Blicke anderer etwas gelassener sehen.

Regeln vermitteln

Hast du für dich und deine Familie entschieden, dass dein Hund nicht oder zumindest nicht immer ins Bett darf, dann gilt es nun auch dem Hund diese Regeln zu vermitteln. Wichtig dabei ist eine Kombination aus Training und Management. In einem unbeobachteten Moment würden viele Hunde doch wieder aufs Bett springen, auch wenn sie das in Anwesenheit der Menschen nicht mehr machen. Im Zweifelsfall sollte daher gerade in der ersten Zeit einfach gar kein Zugang zum Bett möglich sein, wenn gerade niemand ein Auge darauf haben kann. 

Wenn du möchtest, dass dein Hund unten bleibt, dann belohne ihn genau dafür. Ist dein Hund schon oben und du schickst ihn schnell wieder runter, hatte er damit zwar keinen riesigen Erfolg, aber das Hochspringen ist eben doch ein weiteres Mal geübt worden. Die Faustregel ist also: Belohnen, solange noch alle 4 Pfoten auf dem Boden stehen. 

Ein Signal für “runter vom Bett” sollte dein Hund natürlich trotzdem kennen. Das ist selbst dann sinnvoll, wenn der Hund sonst immer ins Bett darf. Es kann ja doch mal eine Situation geben, in der der Hund gerade im Weg ist – und sei das nur, weil du das Bett beziehen möchtest. In so einem Moment soll natürlich kein Kampf ausbrechen. Daher übe das Signal in Ruhe und mit vielen Belohnungen. Es soll keine Strafe sein, wenn er runter geschickt wird.

Außerdem braucht dein Hund auf jeden Fall eine bequeme Alternative zum Bett. Gerade wenn dem Hund die Nähe zum Menschen wichtig ist, sollte es einen bequemen Liegeplatz mit im Schlafzimmer für ihn geben. Wir wollen ihn ja nicht unnötig in einen Konflikt bringen oder ihn durch die Umstände gar dazu verleiten, ins Bett zu springen, wenn wir genau das nicht wollen.