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In Zielen Denken

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Im gewaltfreien Hundetraining ist eines der wichtigsten Grundprinzipien, dass wir uns auf das konzentrieren, was der Hund gut macht. Wir warten nicht auf Fehler, um sie zu bestrafen, sondern bringen dem Hund von vornherein bei, was wir uns in einer bestimmten Situation von ihm wünschen. 

Für Trainingspläne bedeutet das, dass wir den Fokus nicht auf das “weg von” legen, sondern auf das “wohin”. Wir wollen keinen Druck aufbauen, damit der Hund etwas (ver-)meidet. Wir brauchen Sog, hin zu Verhalten, das wir für angemessen halten. Es geht darum, neue Wege zu schaffen, statt nur alte Wege zu sperren. 

Um diesen Sog aufzubauen, brauchen wir das entsprechende Wissen, die entsprechenden Signale und Ansätze, um unserem Hund vermitteln zu können, was wir gerade von ihm wollen. Wir können nur aus dem schöpfen, was wir kennen. Solange wir Menschen selbst keine Alternative wissen, wird uns auch für den Hund keine einfallen.

Mein liebster Ansatz zum Aufbau von Sog im Hundetraining ist das Targettraining, also die Arbeit mit konkreten “Zielen” für den Hund. Targettraining macht das Konzept vom “Wohin” greifbar. Es erweitert unser Repertoire um viele Möglichkeiten und ist im Grundsatz für absolut jeden Hund, ungeachtet seiner Vorgeschichte, geeignet. 

Targettraining lehrt uns Menschen anschaulich, wie wir im Training und dem Leben mit Hund in Zielen denken können. Wie genau das passiert, möchte ich im Folgenden genauer erklären:

Was kann ich mir unter Targettraining vorstellen? 

Beim Targettraining lernt der Hund, sich zu einem bestimmten Target – engl. für “Ziel” – hin zu bewegen, es mit einem Körperteil zu berühren, oder am Target ein weiteres Verhalten auszuführen. 

So kann der Hund zum Beispiel lernen, etwas mit der Nase anzustupsen – zum Beispiel die Hand des Menschen. Oder er lernt, ein Target mit einer oder mehreren Pfoten zu berühren. Soll der Hund ein Target gezielt angucken, sprechen wir von Blicktargets. Das Ablegen des Kopfes – ein Kinntarget – wird gern als Kooperationssignal im Tierarzt- und Körperpflegetraining eingesetzt. Aber auch Schultern und Hüften können bewusst zu einem Target bewegt werden. 

Damit ist Targettraining sehr vielfältig. Es gibt ganz einfache Übungen, wie den Handtouch (Nase-Hand-Target), die für mich zu den Grundsignalen zählen. Andere Targetaufgaben sind hingegen anspruchsvoller und fordern mehr Mitdenken und auch einiges an Koordination vom Hund. Gerade bei Hinterpfotentargets hat so mancher Hund am Anfang einen Knoten im Kopf.

Durch Targets lässt sich die Koordination des Hundes schulen. Je nach Übungsaufbau ist Targettraining dynamisch und körperlich durchaus anstrengend – wenn man das möchte. Mit Hilfe von Targets können wir im Training Distanz zum Hund aufbauen. So mancher Hund wächst im Targettraining nach und nach über sich hinaus. Er bekommt ein Ziel, auf das er sich konzentrieren kann und das ihm Halt gibt. 

Genau das macht das Targettraining so spannend. Mit ein wenig Kreativität lassen sich für jeden Hund und jeden Trainingsstand passende Schwierigkeitsgrade finden. Dein Hund darf aktiv mitdenken und Eigeninitiative zeigen. Es kann körperlich und geistig auslasten und wird so schnell nicht langweilig!

In Zielen Denken

Hat man sich eine Weile mit Targettraining befasst und das ein oder andere mit seinem Hund aufgebaut, fängt man irgendwann an, in Targets zu denken. Teile des Targettrainings finden sich in so vielen Aufgaben wieder: 

Die Decke beim Deckentraining ist ein Target, zu dem sich der Hund hin bewegt und das Verhalten “Hinlegen” darauf ausführt.

Pfötchen geben ist ein beliebter Trick, der an sich ein Pfote-Hand-Target ist. 

In der sportlichen Fußarbeit lernt der Hund, ganz eng am Bein seines Menschen zu laufen. Das Bein wird hier zum Target für die Schulter des Hundes. Je nach Aufbau kommt dann noch ein Blicktarget hinzu, das der Hund anschauen soll. 

Beim Apportieren ist der zu holende Gegenstand ein Target, mit dem dann eine Verhaltenskette ausgeführt wird, sobald er gefunden ist. 

Alle Arten von Nasenarbeit, bei der der Hund einen Gegenstand mit einem bestimmten Geruch finden soll, ist letztendlich eine Targetaufgabe. Auch Gerüche selbst können Targets sein, genau wie Geräuschquellen. 

Selbst Leinenführigkeit lässt sich als Targetaufgabe denken. Der Bereich um dich herum, in dem sich dein Hund an der Leine bewegen soll und darf, ist ein Wandertarget, das sich mit dir zusammen bewegt. Die Aufgabe des Hundes ist es, sich in diesen Targetbereich hinein zu bewegen und dort zu bleiben.

Hat man gelernt, diese versteckten Targets zu erkennen, dann kann man sie bewusst nutzen. Targets können als Hilfestellung für den Hund genutzt werden. Sie helfen uns Menschen dabei, die Aufgabe in kleinere Schritte zu unterteilen. Targets können Lockmittel wie Futter ersetzen und beim Lernen von neuen, komplexeren Verhaltensweisen helfen. 

Hast du die Grundlagen des Targettrainings verinnerlicht, wirst du die 1001 Möglichkeiten der Targets erkennen und immer mehr in Zielen denken.

Ziele im Alltag

Seine volle Kraft entwickelt das Targettraining für mich erst im Alltag, wenn wir die Targets raus aus dem Beschäftigungsbereich und den speziellen Trainingseinheiten nehmen und sie ganz praktisch einsetzen. Du hast nun all diese tollen Signale und Targets, die du nutzen kannst, um Sog aufzubauen. Wo du dich früher vielleicht gefragt hast, wie du diese oder jene Situation ohne Druck lösen kannst, hast du nun Targets als Alternative. Es braucht kein Ziehen am Hund mehr, wenn du ihm einfach sagen kannst, wo du ihn hin haben möchtest – am einfachsten zum Beispiel mit einem Handtouch.

Nicht nur unsere Hunde brauchen Alternativverhalten. Auch wir Menschen brauchen Mittel und Wege, um alte Denkmuster zu ersetzen. Das kann ein Target sein, das du deinem Hund präsentierst und ein Wortsignal, das du ihm nennst. Das ist dein Target, dein Ziel, auf das du dich ebenso konzentrierst, wie es dein Hund tut. 

Beim Targettraining geht es nicht um einzelne Tricks. Es geht nicht einfach darum, den Hund auszulasten. Es ist keine starre Abfolge an Übungen. Nein, hier geht es um das Konzept, um die Ideen und um Flexibilität. Targettraining hilft beim Umdenken und eröffnet viele viele neue Möglichkeiten und Wege im Leben mit Hund. 

Das ist der Grund, warum ich Targets liebe und nur jeden dazu ermuntern kann, einmal mehr in Zielen zu denken!


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