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6 Dinge, die du nicht mit einer Leine tun solltest – Teil 1

Die Leine – geliebt von den einen, gehasst von den anderen. Als Hundehalter kommt man nicht um sie herum. Entweder erfordern Hund und Umgebung aus Sicherheitszwecken eh das Anleinen, oder Gesetze schreiben die Leine vor. Ich mag Leinen und nutze sie wirklich gerne und in unterschiedlichsten Ausführungen. Mit Leinen wird aber auch viel Unfug getrieben. 6 dieser Dinge, die ich im Umgang mit der Leine überhaupt nicht ausstehen kann, habe ich nun für euch zusammengetragen und erklärt, warum ihr das bitte nicht mit der Leine tun solltet:

1. Auf die Leine treten

Wahrscheinlich ist es uns allen schonmal passiert, dass wir aus Versehen auf die Leine getreten oder über sie gestolpert sind. Mit einem Ruck wird der Hund plötzlich gestoppt. Das ist nicht angenehm für den Hund, was bei sensiblen Hunden dann auch klar an der Reaktion zu erkennen ist. Wie gesagt, es passiert uns allen mal und dafür mache ich niemandem einen Vorwurf. Bin ich mal aus Versehen auf die Leine gelatscht, gibt es eine Entschuldigung an meinen Hund, damit er weiß, dass alles gut ist und wir gehen weiter. 

Warum ich hier aber das auf die Leine treten als eigenen Punkt anführe, sind die Ratschläge, dass man – besonders gern bei schleppender Schleppleine – absichtlich auf die Leine treten soll, um den Hund zu stoppen. Macht man das, können an sich 3 Sachen passieren: 1. Die Leine ist so rutschig, dass sie einfach unter dem Schuh durch rutscht. Der Hund wird nicht gestoppt und ist im Zweifelsfall weg. 2. Der Hund wird tatsächlich gestoppt, allerdings mit dem oben beschriebenen unangenehmen Ruck. 3. Der Schwung des Hundes reicht aus, um dir das Bein unter dem Körper wegzuziehen. Wenn es blöd läuft liegst du im Dreck und der Hund ist wieder weg. 

Klar, im Notfall versuche ich auch lieber schnell auf die Leine zu treten, bevor mein Hund wegläuft. Aber das ist eben ein Notfall und für mich kein Ratschlag, der Einzug ins alltägliche Training halten sollte. Je nach Untergrund, Leine und Schuh ist es nicht sicher, ob du deinen Hund so überhaupt gestoppt bekommst. Es besteht ein gewisses Verletzungsrisiko für dich und je nach Befestigung am Hund (Bitte NIEMALS Schleppleine ans Halsband, Danke!) auch für den Hund. Das Risiko ist es mir absolut nicht wert. Daher sage ich: Bitte NICHT auf die Schleppleine treten. Entweder dein Hund ist so weit, dass du ihn mit Signalen gestoppt bekommst, oder du kannst die Schleppleine noch schnell genug aufnehmen, oder die Leine bleibt von vornherein in deiner Hand.

Manchmal wird das Treten auf die Leine auch als Signal für eine Pause genutzt. An sich kann man das durchaus so machen, wenn wir von den zuvor genannten Risiken absehen. Das Problem ist allerdings, dass diese Pausen mit Stehen auf der Leine oft nicht richtig trainiert werden, sondern der Hund so einfach damit fixiert wird und keine andere Wahl hat, als genau dort liegen zu bleiben, wo er gerade ist. Je lockerer die Leine, desto eher ist diese Methode für mich in Ordnung. Ich selber ziehe allerdings andere Signale für Pausen vor – z.B. Körperhaltung, Wortsignal, Decke – und bringe meinem Hund kleinschrittig und über positive Verstärkung bei, was ich in dieser Situation von ihm erwarte.

2. Ziehen & Rucken

Der Leinenruck ist leider immer noch ein weit verbreitetes Mittel, um Hunden die Leinenführigkeit beizubringen, oder sie für unerwünschtes Verhalten an der Leine zu bestrafen. Ich will an dieser Stelle gar nicht weiter ins Detail gehen, warum ich für beide Zwecke überhaupt keine Strafen in dem Sinne brauche – das mache ich sicherlich mal an anderer Stelle. Trotzdem gehört der Leinenruck unbedingt auf diese Liste und ich würde mir wünschen, dass er als Methode komplett aus dem Hundetraining und den Köpfen von Trainern und Menschen verschwindet. 

Der Leinenruck funktioniert grundsätzlich über Schmerz, oder zumindest ein unangenehmes Gefühl beim Hund. Daher wird er in den meisten Fällen an irgendeiner Art Halsband verwendet. An einem gut sitzenden Brustgeschirr müsste man schon sehr fest rucken, damit ein Hund davon sein Verhalten unterbricht. Genau dafür sind Geschirre ja auch gebaut, dass sie bei Zug möglichst angenehm sind und genau deshalb empfehle ich sie so gerne. Am Halsband funktioniert das Rucken hingegen besser, weil hier der Druck anders verteilt wird und auch auf empfindlicheren Teilen liegt. Damit einher geht aber nicht nur ein erhöhtes Risiko für Fehlverknüpfungen, sondern auch ein ernsthaftes Verletzungsrisiko im Bereich der Halswirbelsäule und ggf. auch am Kehlkopf. 

Den Hund über die Leine zu maßregeln lehne ich also grundsätzlich ab. Was ist aber mit dem Ziehen an der Leine? Und damit meine ich nicht, dass der Hund zieht – das kann und sollte man trainieren! Mir geht es darum, dass Menschen mit Hilfe der Leine an ihrem Hund ziehen. Den Hund durch die Gegend zu ziehen ist sicherlich nicht ganz so schlimm, wie ihn mit Leinenrucks zu bearbeiten. Trotzdem gehört das Herumziehen am Hund auch auf meine Liste der Dinge, die man bitte nicht mit der Leine machen sollte. 

Ich finde es ziemlich unfair, einfach so am Hund zu ziehen. Wir wollen doch Freunde und Partner sein und haben so viele Möglichkeiten miteinander zu kommunizieren. Den anderen einfach so wegzuziehen gehört für mich da wirklich nur in Ausnahmefällen dazu. Es ist für uns Menschen aber so schön leicht, einfach mal zu ziehen, wenn uns ein Verhalten des Hundes nicht gefällt. Hund schnüffelt zu lang – wegziehen. Hund will zu anderem Hund – wegziehen. Hund will etwas Interessantes erkunden – wegziehen. Es ist leicht und es ist selbstbelohnend, weil es im ersten Moment so wunderbar funktioniert. Es ist aber einfach nicht nett und es bringt unserem Hund überhaupt nichts darüber bei, wie er sich in dieser Situation verhalten soll. 

Außerdem ist mir das Verständnis für die hündischen Bedürfnisse wichtig. Er schnüffelt da nicht so lang, um uns zu ärgern, sondern weil es ihm wichtig ist und es für wahnsinnig interessant ist. Statt da einfach unsere Macht spielen zu lassen, weil wir “am längeren Hebel” sitzen, plädiere ich für mehr Geduld. In den Situationen, in denen es gefahrlos möglich ist, lasse ich meinen Hund lieber in Ruhe machen, als meinen eigenen Willen durchzusetzen. Ist es in einer Situation nicht möglich, oder mir ist es wirklich wichtig, dass wir nun weitergehen und mein Hund sich das da nicht näher anschaut, dann übe ich das mit meinem Hund. Ich bringe ihm Signale bei, die ihm sagen, was ich gerne von ihm haben möchte. Ich belohne erwünschtes Verhalten. Ich weiß es zu schätzen, wenn mein Hund sich für die Kooperation mit mir entscheidet, statt einfach weiter sein Ding zu machen. Das ist für mich Respekt gegenüber meinem Hund. 

Sicher kann man auch den (leichten) Zug an der Leine als taktiles Signal aufbauen. Macht man das gut, bin ich damit absolut einverstanden und habe das auch durchaus schon mit Hunden so geübt. Gerade weil wir beim Ziehen oft gegen den Oppositionsreflex – Druck erzeugt Gegendruck – ankämpfen, hilft so ein Training dabei, dass der Hund auch bei Zug auf der Leine kooperieren kann und dem Leinenzug nachgibt. Das ist allerdings etwas, das ich kleinschrittig übe und auch danach im Alltag nicht ständig einsetze. Dafür habe ich andere Signale, oder eben einfach mal ein wenig Geduld. Daher: Kein Ziehen, Zerren oder Rucken an der Leine bei mir. 

3. Um die Hand wickeln

Ein Hilfsmittel ist immer nur so gut, wie es eingesetzt wird. Das gilt auch für die Leine und damit für das Leinenhandling. Die Leine kann eine feine Verbindung zu unserem Hund symbolisieren. Wir können unserem Hund Raum geben und wir können ihm Sicherheit vermitteln. Muss ich den Bewegungsradius meines Hundes durch die Leine einschränken und mein Hund hat noch nicht gelernt, diesen Radius selbständig oder auf Signal einzuhalten, dann kann ich ihn mit der Leine sanft stoppen – sofern ich geübt habe, richtig mit der Leine umzugehen!

Über das Leinenhandling lassen sich ganze Vorträge halten und am Ende des Tages bleibt es auch eine recht individuelle Angelegenheit, wie genau man nun die Schlaufen wickelt und wann und wie man nachfasst. Solange es für dich und deinen Hund gut funktioniert, bin ich da an sich mit einverstanden. Eines solltest du allerdings definitiv NICHT mit deiner Leine tun: Sie eng um deine Hand wickeln! 

Wickelst du dir die Leine in einem engen Knäuel um die Hand, mag dir das vielleicht ein wenig mehr Sicherheit geben, dass du deinen Hund halten kannst und dir keine Schlaufe durchrutschen kann. Oft entstehen so ein dickes, Hände verschlingendes Leinenknäuel auch ganz unbewusst, wenn man die Leine immer wieder ein kleines Stück kürzer nimmt. So oder so: Bitte achte darauf und tu das nicht! 

Das wohl größte Problem dabei ist das Verletzungsrisiko. Gerade bei großen, kräftigen Hunden reicht ein Sprung in die Leine aus, um die letzte Schlaufe so fest zusammen zu ziehen, dass sie deine Hand quetscht oder gar bricht. Selbst wenn du den nicht zu haltenden Sprung kommen siehst, kannst du die vielen engen Schlaufen um deine Hand niemals schnell genug lösen, um den Schlag zu verhindern. 

Damit sind wir auch schon beim nächsten Problem: Du kannst so deinem Hund nicht wirklich schnell mehr Bewegungsspielraum geben. Gibst du zum Beispiel ein Freigabesignal zum Schnüffeln, ist dein Hund schon wieder dreimal ins Leinenende gelaufen, während du eine Schlaufe nach der anderen von deiner Hand löst. Läuft ein Tutnix in euch rein und du möchtest deinem Hund Platz zum Ausweichen und Kommunizieren geben, muss das möglichst schnell gehen. Mit einem Leinenknäuel hast du auch hier keine Chance.

Spätestens wenn wir über Schleppleinen sprechen, wird das Chaos perfekt. Hast du da die Angewohnheit mit dem engen Wickeln, hast du ein echtes Problem. Schonmal 10 Meter Schleppleine zu einer Kugel gewickelt? Das ist unhandlich, unpraktisch und sieht dazu noch blöd aus. Daher, selbst wenn das enge Wickeln an der kurzen Leine für dich funktioniert, rate ich immer dazu, auch dabei schon das richtige Leinenhandling zu üben. Das heißt für mich, dass ich das Ende der Leine in die Hand nehme und dann große Schlaufen darüber lege. Es werden dann immer nur ganze Schlaufen losgelassen und wieder aufgenommen. Ich lasse keine Schlaufen direkt vom Hund zusammenziehen, sondern kontrolliere das Leinenmaß mit der Hand, mit der ich auch die Schlaufen in die andere Hand lege.


Im nächsten Artikel lest ihr dann Teil 2 mit drei weiteren Dingen, die man mit der Leine bitte nicht tun sollte!

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