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Türchen Nr. 13 – Gefühle

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Zu welchen Gefühlen genau unser Hund fähig ist und wie er Gefühle wahrnimmt, ist noch lange nicht abschließend geklärt. Nach und nach bringen Studien ein wenig Licht ins Dunkel, aber letztendlich können wir unseren Hunden doch nur vor den Kopf und nicht wirklich in den Kopf gucken.

DASS unsere Hunde gewisse Gefühle haben, dürfte aber inzwischen als gesichert angesehen sein. Auch, dass Hunde- und Menschengehirn gerade bei so grundlegenden Gefühlen wie z.B. Angst sehr sehr ähnlich funktionieren, ist inzwischen weithin bekannt. Wir sind eben beide Säugetiere.

Aber mal ehrlich – brauchen wir als aufmerksame Hundemenschen wirklich einen BEWEIS dafür, DASS unsere Hunde Gefühle haben? Die Erkenntnisse aus der Wissenschaft sind da sicherlich sehr interessant, um Feinheiten und Hintergründe zu verstehen. Für die Überzeugung, dass unsere Hunde fühlende Lebewesen sind, brauche ich das aber eigentlich nicht.

Da wir nicht in unsere Hunde hineinschauen können und sie auch nicht fragen können, müssen wir uns auf die Interpretation ihrer Körpersprache verlassen, um Gefühle zu erkennen. Körpersprache zu lernen, um Stress, Angst, Freude und Wut/Aggression sicher erkennen zu können, ist also die notwendige Grundlage. Hier verlasse ich mich auch nciht einfach nur auf ein Bauchgefühl, sondern bin überzeugt davon, dass es da ein gewisses Fachwissen benötigt.

Aufbauend auf diesem Fachwissen kann dann fundiertes Bauchgefühl entstehen. Für den eigenen Hund entwickelt man mit der Zeit meist ein sehr feines Bauchgefühl und erkennt auch kleine Schwankungen in der Stimmung. Man wird zum Experten für den eigenen Hund.

Was den Umgang mit eben diesen Gefühlen angeht, die man zu erkennen gelernt hat, gilt für mich der Grundsatz: Jedes Gefühl darf da sein und ist wichtig! Dein Hund sucht sich seine Gefühle genau so wenig einfach aus, wie du das tust. (Wobei wir Menschen da wohl noch eher Einfluss haben, als unsere Hunde). Die Gefühle des Hundes zu akzeptieren ist wichtig und unsere Hunde möchten da auch ernst genommen werden.

Nur, weil für uns selbst gerade nicht anchvollziehbar ist, warum unser Hund z.B. gerade Angst hat, heißt das noch lange nicht, dass es für den Hund nicht wichtig ist. Außerdem dürfen Gefühle durchaus auch „ohne Grund“ da sein. Punkt.

Die zweite wichtige Sache beim Umgang mit hündischen Gefühlen ist dann, dass Gefühle Verhalten beeinflussen und immer auch mit Situationen verknüpft werden. Ja, für viele konkrete Trainingsansätze zu bestimmtem Verhalten stehen Gefühle nicht im Vordergrund, sondern wir konzentrieren uns ganz auf beobachtbares Verhalten und seine Veränderung. Das heißt aber auf keinen Fall, dass unser Hund dabei nichts fühlt, oder dass wir seine Gefühle ganz außer Acht lassen sollten.

Bei direkt mit Gefühlen in Zusammenhang stehendem Verhalten ist es sogar im Gegenteil so, dass wir uns besonders auf die Gefühlsebene konzentrieren sollten. Können wir die Gefühle in einer bestimmten Situation verändern, weil wir Erwartungshaltungen verändern, so brauchen wir oft gar nicht mehr am Verhalten an sich herumtrainieren.

Auch ist das der Grund, warum es mir so wichtig ist, Trainingsansätze zu wählen, die angenehm für den Hund sind. Ich möchte nicht, dass er mit mir und dem Training irgendetwas Unangenehmes verknüpft. Er soll auf keinen Fall lernen, dass er in meiner Anwesenheit und in Interaktion mit mir Angst haben muss, oder sich verteidigen muss. Abgesehen von der ethischen und tierschutzrechtlichen Seite ist das nämlich auch für den Erfolg allen Trainings und Zusammenseins wichtig.

Die Gefühle unserer Hunde wollen und müssen im Alltag und im Training berücksichtigt werden. Sie sind für mich ein ganz wichtiges Puzzleteil, das mir im Zusammenleben und im Training hilft, Hunde besser zu verstehen und besser mit ihnen zu kommunizieren.

Dieser Beitrag ist Teil des achtsamen Adventskalenders 2019.

Außerdem gibt es zu diesem Beitrag einen Teil 2 in Videoform auf Facebook: https://www.facebook.com/lillyundjackde/videos/994307734270464/